Meilenstein im Wiener AKH: VivaScope revolutioniert die Krebsdiagnose und Behandlung in Österreich

In Österreich erkranken jährlich etwa 42.000 Menschen neu an Krebs. Obwohl es hier um die Gesundheit und damit um das höchste menschliche Gut geht, gilt bei der Entfernung von Tumorgewebe der analoge Gefrierschnitt – eine 1895 erstmals durchgeführte Technik – noch immer als Goldstandard der intraoperativen pathologischen Beurteilung. Das Unternehmen VivaScope sorgt hier mit der „Ex Vivo“-Technologie für eine grundlegende medizinische Revolution. Dank digital optischer Schnitte kann Tumorgewebe effizienter denn je entfernt und binnen fünf Minuten auch mittels Telemedizin beurteilt werden. Am Wiener AKH kommt nun erstmals das VivaScope 2500 im Bereich Dermatologie zur Anwendung.

Wien / München, am 07.11.2023. Die österreichische Bevölkerung wächst und altert. Damit einher geht eine steigende Anzahl an Krebserkrankungen in den nächsten Jahrzehnten. Das stellt eine enorme Herausforderung für das Gesundheitssystem und das medizinische Personal dar. „Bösartige Gewebsneubildungen müssen von einem Pathologen anhand seiner präparatorischen, mikroskopischen und molekularbiologischen Untersuchungen bestätigt werden. Doch während die Zahl der Erkrankungen steigen wird, sinkt parallel dazu die Zahl der Fachmediziner hierfür“, erklärt Dr. Roberto Banchi, Anwendungsspezialist und Head Of Global Application Team beim Medizintechnik-Unternehmen VivaScope. Genau hier setzt das Unternehmen an und sorgt mit innovativer Technologie und Digitalisierung für ein neues Zeitalter bei der Diagnose und der Entfernung von Tumorgewebe.

Digitale Histologie: Beurteilung in Echtzeit

Das VivaScope 2500 Ex Vivo ermöglicht die histopathologische Beurteilung von frisch entnommenem Gewebe innerhalb von nur fünf Minuten. „Die gängigen analogen Alternativen sind physikalische Schnitte. Bei Paraffinschnitten braucht es jedoch 24 Stunden, bis ein Ergebnis vorliegt. Gefrierschnitte liefern zwar Ergebnisse innerhalb 20 bis 45 Minuten, sind jedoch weniger präzise und es entstehen Artefakte, so Dr. Banchi. Beim digitalen Schnellschnitt hingegen wird das Gewebe direkt nach der Entnahme mit einem fluoreszierenden Farbstoff eingefärbt und auf einem Glasplättchen platziert. Anschließend wird mit zwei Lasern unterschiedlicher Wellenlänge das Gewebe abgescannt, wodurch digitale Bilder generiert werden, welche die zelluläre Morphologie zeigen. Das Gewebe bleibt durch das neue Verfahren unversehrt und kann für eine spätere Analyse verwendet werden. „Das Vorliegen von aussagekräftigen Ergebnissen in Echtzeit spart wertvolle Ressourcen und wahrt Patienten vor weiteren Terminen mit langen Wartezeiten“, informiert Dr. Banchi. Denn die Ex Vivo Technologie macht sofort deutlich, ob die entnommene Gewebeprobe von ausreichender Qualität ist, um diese beurteilen zu können. Ist das nicht der Fall, kann sofort eine weitere Entnahme erfolgen. Dass sich die Technologie auch für die telemedizinische Anwendung eignet, ist laut dem Experten vor allem für ländliche Regionen von Vorteil, wo nicht standardmäßig ein Pathologe im Haus anwesend ist.

 

AKH Wien setzt bei Dermatologie auf VivaScope Technologie

Erstmals in Österreich kommt das digitale Verfahren am Wiener AKH zur Anwendung, wo ein VivaScope 2500 Mitte Oktober in Betrieb genommen wurde. „Wir unterstützen die Einrichtung bereits im Bereich der Dermatologie. Das VivaScope Gerät wird hier mitunter verwendet, um Schnittrandkontrollen noch während der OP durchzuführen“, erklärt der Anwendungsspezialist. „Oft wird die kritische Hautstelle beziehungsweise der Tumorrand mit einem zu großen Sicherheitsradius entfernt, um auf Nummer sicher zu gehen“, erläutert Dr. Banchi weiter. Mit dieser Technologie soll dies nun vermieden werden: „Weil die Schnittrandkontrolle schon während der OP erfolgt, kann der Arzt entsprechend handeln und gegebenenfalls mehr Gewebe entnehmen. Die betroffene Stelle kann danach sofort verschlossen werden. Der Patient muss nicht nochmal operiert werden und gesundes Gewebe wird verschont“, so der Experte weiter. Produziert werden diese innovativen Mikroskope des Münchner Unternehmens VivaScope teilweise in Österreich. Neben einem Produktionsstandort in den USA stellt auch die Firma Wild in Völkermarkt (Kärnten) Komponenten für VivaScope her.

Vielseite Anwendungsbereiche und Aussichten auf Erweiterung

VivaScope hat dabei nicht nur das Potenzial, die Untersuchungen von entnommenem Gewebe zu modernisieren, sondern schafft es auch, Biopsien gänzlich zu reduzieren. Potenziell kritische Hautstellen können mit der In Vivo Technologie digital untersucht werden, wodurch sich auch in tief gelegene Hautschichten blicken lässt, und sich unzählige Entnahmen minimieren oder vermeiden lassen. Doch nicht nur in der Dermatologie kann die Technologie Abhilfe versprechen, wie Dr. Banchi erklärt: „Zahlreiche Studien belegen, dass der Einsatz von VivaScope Geräten auch in anderen Richtungen wie der Gastroenterologie, Urologie oder Mammographie Erfolge bringt.“ Auch in der Lebertransplantationspathologie konnte VivaScope erste Hilfe leisten: Die Qualität von Spenderlebern wird meist noch mittels Gefrierschnittverfahren untersucht, was sich jedoch auf wertvolle Zeit und Kosten niederschlägt. Die VivaScope Ex Vivo Technologie liefert auch hier Ergebnisse in rund fünf Minuten – bei Bedarf ist sogar eine pathologische Fernauswertung in Echtzeit möglich. Im Rahmen einer weiteren großen multizentrischen Studie mit zehn internationalen Zentren konnten mit der VivaScope Ex Vivo Technologie zudem spezifische Ergebnisse für eine Differentialdiagnose von Bauchspeicheldrüsenkrebs geliefert werden. Das Unternehmen arbeitet außerdem mithilfe vielversprechender Studien daran, weitere Anwendungsgebiete für die innovativen Technologien zu erschließen, so etwa bei Lungen-, Brust- und Schilddrüsenkrebs.

 

Devise: Personal entlasten, Kosten einsparen

Erste Zahlen belegen außerdem, dass sich die Kosten bei Verwendung der VivaScope Technologie halbieren lassen, während sich die Behandlungsanzahl von Patienten im gleichen Zeitraum erhöht. Zum einen lassen sich damit die Hospitalisierungstage von Patienten verkürzen, was insbesondere vor dem Hintergrund des Personalmangels auch in der Pflege von Bedeutung sei. „Zum anderen kann die Behandlung mit VivaScope Geräten zum Teil auch von Assistenzärzten durchgeführt werden kann, sodass Chefärztinnen und -ärzte ihre Ressourcen effizienter einsetzen können“, betont Dr. Banchi. In Zeiten des akuten Personalmangels in der Medizin und Pflege könne man somit aktiv dazu beitragen, Prozesse der Krebserkennung zu beschleunigen und den langwierigen Weg zur Diagnose von Betroffenen so schonend wie möglich zu gestalten

Kontaktperson

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Dr. Roberto Banchi
Head of Application